Leben

Leben

Leben, der Inbegriff aller derjenigen Erscheinungen, die an gewissen Körpern (Organismen) infolge eines beständigen Wechsels der sie aufbauenden Stoffe beobachtet werden; das wesentliche für das L. ist demnach der Stoffwechsel. Das L. ist gebunden an die Zellen, die sich zu den verschiedenartigen Geweben und Körperteilen von eigentümlichem Bau (Organen) zusammensetzen (organisieren), wodurch schon bezüglich der Gestaltung ein Unterschied zwischen lebenden und leblosen Körpern gegeben ist. Ein weiterer ergibt sich durch die chem. Zusammensetzung der organischen Körper. Sie bestehen aus verschiedenen Grundbestandteilen (darunter namentlich Eiweißstoffe), die wiederum aus drei, vier und mehr Elementarstoffen zusammengesetzt sind und außerhalb des Körpers oder nach dessen Tode durch äußere Einwirkungen in die einfachern Verbindungen zerlegt werden, aus denen die leblosen Körper gebildet sind. Auch während des L. unterliegen sie einer beständigen Umwandlung, indem sie die für den Organismus unbrauchbaren Teile (in den Sekreten und Exkreten) verlieren und brauchbare wieder (aus dem Blute) empfangen. Hinsichtlich ihrer Tätigkeit unterscheiden sich die lebenden Körper dadurch von den leblosen, daß sie die Anregung zu Umänderungen in sich selbst besitzen (Selbsttätigkeit, Spontaneität), sich durch eigene Organe bewegen (Ortsbewegung, Säfteumlauf), ernähren, wachsen, fortpflanzen, einen eigenen Wärmegrad besitzen, gewisse Lebensstufen durchlaufen und endlich sterben und verwesen. – Man teilt das individuelle oder organische L. ein in folgende Hauptformen: 1) Keim-L. (latentes L.), an den Samen und Eiern zu beobachten, die längere Zeit hindurch den äußern Einflüssen Widerstand leisten. 2) Pflanzliches (vegetatives) L., bestehend in Wachstum, Ernährung, Absonderung und Fortpflanzung, ohne deutlich nachweisbare Empfindung und Bewegung. 3) Tierisches (animalisches) L., mit Empfindung, Bewegung, Willen und Denken, welche Eigentümlichkeiten in der Regel durch ein Nervensystem im Körper des Tieres vermittelt werden. 4) Psychisches L. (des menschlichen Organismus), das durch die Tätigkeiten des Gedächtnisses, der Phantasie und der durch die Sprache sich kundgebenden Vernunft ausgezeichnet ist. Endlich spricht man 5) vom geistigen L., dem L. der menschlichen Gesellschaft. Die Lehre vom L. heißt Physiologie oder Biologie. Über die Lebensdauer s.d. – Vgl. Moleschott (5. Aufl. 1875-87), Bilharz (1902), Neumeister (1903), König (2. Aufl. 1905), Fließ (1906).


http://www.zeno.org/Brockhaus-1911. 1911.

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  • Leben — Leben, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert. 1. * Im eigentlichsten Verstande, schreyen, lärmen, einen starken Schall hervor bringen. Diese Bedeutung, in welcher das Wort zugleich eine sinnliche Nachahmung des Schalles ist, ist …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • leben — leben: Das gemeingerm. Verb mhd. leben, ahd. lebēn, got. liban, engl. to live, schwed. leva gehört wahrscheinlich im Sinne von »übrig bleiben« zu der unter ↑ Leim dargestellten vielfach erweiterten idg. Wurzel. *‹s›lei »feucht, schleimig,… …   Das Herkunftswörterbuch

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  • -leben — ist eine in Deutschland und in Skandinavien häufig vorkommende Endung von Ortsnamen. Die hochdeutsche Endung leben hatte im Mittelniederdeutschen meist die Form leve, im Ostfälischen gibt es die Varianten −lewwe/−lebbe und −lä/−lee. Im Dänischen… …   Deutsch Wikipedia

  • leben — V. (Grundstufe) nicht tot sein Beispiele: Sein Vater lebt nicht mehr. Die Schriftstellerin lebte von 1900 bis 1980. leben V. (Grundstufe) irgendwo wohnen Beispiel: Wir leben in einer Kleinstadt. leben V. (Aufbaustufe) seinen Lebensunterhalt mit… …   Extremes Deutsch

  • Leben — avec de l’huile d olive. Le leben لـبـن (ou labné), est l’appellation qu’on donne au Maghreb et au Proche et Moyen Orient pour le lait fermenté. Il se mange souvent au petit déjeuner dans les pays arabes. Il est servi dans une assiette où on lui… …   Wikipédia en Français

  • Leben — Leben, ein bestimmter Komplex von Erscheinungen, der an den Organismen beobachtet wird. Man unterscheidet allgemeine Lebenserscheinungen, die allen Organismen gemeinsam sind (Ernährung, Atmung, Fortpflanzung etc.), und spezielle, die nur… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • leben — Vsw std. (8. Jh.), mhd. leben, ahd. lebēn, as. libbian Stammwort. Aus g. * lib ǣ Vsw. leben , auch in gt. liban, anord. lifa, ae. libban, lifian, leofian, afr. libba. Durativ zu dem unter bleiben behandelten starken Verb. Ausgangsbedeutung ist… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • leben — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Auch: • am Leben sein • existieren • geben • vorhanden sein • wohnen Bsp.: • …   Deutsch Wörterbuch

  • Leben — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Auch: • Lebenszeit Bsp.: • Das Leben ist schwer. • Sie kamen bei einem Unfall ums Leben. • Genießt du dein Leben als professioneller Billard Spieler? • Er hatte ein interessantes Leben …   Deutsch Wörterbuch

  • Leben [2] — Leben. Zur Beantwortung der Frage nach dem Begriff des L s ist seine Bedeutung auf dem Gebiete aufzusuchen, auf welches er sich ursprünglich bezieht, nämlich dem der Pflanzen u. Thiere, welche im eigentlichen Sinne des Worts als lebendige… …   Pierer's Universal-Lexikon

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